„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – so beginnt der Zeitzeuge Herr Carl Osterwald seinen Vortrag vor den Schüler*innen der 10. bis 13. Klassen am 26. und 29. Januar 2024 im Forum des JAG.
Herr Carl Osterwald ist ein außergewöhnlicher Referent. Geboren 1927 hat er die Zeit des Nationalsozialismus und die Gräuel des Zweiten Weltkrieges als 17-Jähriger an der Ostfront in Angermünde erlebt. Später kehrte er zur Schule zurück, machte sein Abitur und studierte Theologie. So war er Pastor verschiedener ostfriesischer Gemeinden, verbrachte auch elf Jahre in Kapstadt als Pastor und fünf Jahre in New York als Vorsitzender der International Christian Maritime Organisation. Nach seiner Pensionierung wurde er u.a. Mitbegründer der KZ Gedenkstätte Engerhafe.
Als Herr Carl Osterwald von seinen Erinnerungen und wichtigen Erfahrungen erzählte, schlug er seine Zuhörerschaft vollständig in seinen Bann. Ausführlich schilderte er seine Kindheit im armen Moordorf, seine Erziehung zu Gehorsam und Härte und seine Mitgliedschaft in der Hitlerjugend, die ihm zum Mitläufer machte. Dass er als junger Wehrmachtsangehöriger getötet hat, belastet ihn bis heute sehr schwer. Auch dass nach dem Krieg über die Kriegszeit nicht mehr gesprochen wurde, macht ihn immer noch fassungslos. Bewegt von Schamgefühl, Unrechtsbewusstsein und überzeugt von den demokratischen Werten und denen seines Glaubens, ist es ihm ein wichtiges Anliegen, mit jungen Menschen über seine Erfahrungen und Erlebnisse zu sprechen. Herr Carl Osterwald engagiert sich seit langem für Menschenrechte: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Wie kann man nun heutzutage bei der aktuellen politischen Weltlage und einem stärker werdenden Rechtsextremismus verhindern, dass man wieder ein Mitläufer oder gar Mittäter wird? Er legt seinen Zuhörern ans Herz, ihre Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden zu bewahren und allen Menschen mit Respekt zu begegnen und das Miteinander zu stärken.
Wir sind Herrn Osterwald sehr dankbar dafür, dass er sich als Zeitzeuge zur Verfügung stellte und so eindringlich über das Erlebte erzählte und geduldig unsere Fragen beantwortete.
