28.04.2016. EZ: Zum Abschluss ein Blick in den Spiegel

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Zum Abschluss ein Blick in den Spiegel

Emder Forschungstage endeten in der Johannes a Lasco Bibliothek mit einem Vortrag von Reinhard Hüttl.

Von Jens Tammen

Emden. Zum Abschluss der diesjährigen Emder Forschungstage fanden bei regnerischem Wetter und eisigen Temperaturen gut 100 Interessierte den Weg in die Johannes a Lasco Bibliothek. Anlass war der Vortrag „Vom System Erde zum System Erde-Mensch“ vom Potsdamer Geoforscher Reinhard Hüttl am Dienstagabend.

Hüttl in seiner Funktion als wissenschaftlicher Vorstand des „Deutschen GeoForschungsZentrum” (GFZ) in Potsdam referierte mittels einer gut bebilderten Präsentation eine knappe Stunde über Themengebiete des Erdmagnetfeldes, der Plattentektonik und der Erdbebenforschung.

Er zog dabei einen Spannungsbogen von den kürzlich entwickelten Tsunami-Frühwarnsystemen hin zu einem tiefer gehenden Blick in die Erdkruste. Forschungsergebnisse besagen hier, dass es noch in drei bis fünf Kilometern Tiefe Leben im Untergrund gibt, der sogenannten tiefen Biosphäre.

Über die organische Geochemie leitete er zur Förderung von Erdöl und Erdgas über. Durch Forschungsarbeit wurde der bis vor wenigen Jahren angenommene Erdölvorrat überholt. Die aktuellen Erdölfunde übersteigen laut Hüttl den derzeitigen Verbrauch. Dadurch sei die Nutzung länger möglich, betonte der Geoforscher. Methoden wie Fracking würden heute auch bislang unerreichbare Ressourcen zu Tage fördern können.

Auch einen Blick auf die Klimadynamik wagte Hüttl in seinem Impulsreferat. So sei ein natürlicher Wechsel von sogenannten „Eiszeiten und Treibhäusern“ auf der Erde festzustellen, also dem Wechsel zwischen sehr kalten und deutlich wärmeren Perioden der Erdgeschichte.

Durch Geoforschung sei es heute möglich, die verschiedenen Klimazonen genauer zu untersuchen. Durch natürliche Klimaarchive wie den Segmentschichten im Boden, aber auch den Jahresringen eines Baumes sei es nun möglich, Rückschlüsse auf das vorhandene Klima zu ziehen.

Regionale Unterschiede ließen sich auch an den Pollenablagerungen im Segment ablesen. Eine Erkenntnis sei, dass es in unseren Breiten heute im Winterhalbjahr deutlich mehr regnen würde und das Sommerhalbjahr trockener sei. Mit einem abschließenden Blick auf den derzeitigen Wasserverbrauch durch den Faktor Mensch schloss er seine Reise durch die Geowissenschaft.

Gerhard Kreutz als Präsident der Hochschule Emden/Leer sprach an diesem Abend in seinem Grußwort von einer Forschung, deren Erkenntnisse sinnvollen und friedlichen Zwecken dienen. Vor dem Hintergrund des 30. Jahrestags der Atomkatastrophe von Tschernobyl in der Ukraine verwies Kreutz aber auch auf mögliche Gefahren und Probleme einer erkenntnisreichen Forschung.

Emder Zeitung vom Donnerstag, 28. April 2016, Seite 5